Wenn wir weiter merkeln, kaufen Amerikaner und Chinesen bald halb Europa. Um dieses Szenario zu verhindern, müssen wir endlich größer denken – und mutige Reformen auf den Weg bringen.

Der stolze bayrische Autobauer BMW ist derzeit so viel wert wie drei Prozent von Apple. Ein Top-Unternehmen der weltberühmten deutschen Automobilindustrie kommt also auf eine Marktkapitalisierung, die der täglichen Wertschwankung eines Tech-Konzerns entspricht. Umso beunruhigender ist, dass Apple nun ins Autogeschäft drängt (vermutlich mit asiatischen Partnern).

Ich weiß schon: Aktienkurse und Börsenwerte sind keine guten Indikatoren für den Zustand einer Volkswirtschaft, werden mir einige entgegenhalten. Aber ich fürchte, dass wir uns hier in Europa in trügerischer Sicherheit wiegen.

Einheimische zur Belustigung der neuen Römer

Denn die Tech-Giganten in den USA und China drängen in immer mehr Märkte und Branchen – und können dank ihrer hohen Bewertungen nahezu beliebig Unternehmen aufkaufen. Machen wir uns nichts vor: Unsere Konzerne und Milliardäre sind Zwerge im Vergleich.

Stellen Sie sich vor, das Silicon Valley und die Chinesen kaufen nach und nach alles, was in Deutschland Rang und Namen hat. Irgendwann werden sie dann unsere Innenstädte inklusive der Münchner Maximilianstraße dominieren – und dort vermutlich bayrische Einheimische in Lederhosen jodeln lassen, um die neuen Business-Eliten aus Shanghai und L.A. zu unterhalten. So ähnlich haben es einst die Römer mit den Griechen gemacht.

Laschet und die merkelhafte Konsenskultur

Ich habe den Eindruck, dass sich unsere politischen Entscheider derzeit vor allem um Corona kümmern und den Rest vergessen. Zwar hören wir immer wieder wohlklingende Lippenbekenntnisse – Europa müsse die „Sprache der Macht“ lernen und im „geopolitischen Systemwettbewerb“ entschlossener auftreten, heißt es dann.

Doch es geschieht: wenig bis gar nichts. So macht der neue CDU-Vorsitzende Armin Laschet nicht den Eindruck, als habe er die Tragweite der Herausforderung erkannt. Vom außenpolitischen Weitblick eines Friedrich Merz ist er jedenfalls meilenweit entfernt. Ich bin überzeugt: Diese konsensorientierte, merkelhafte Art kann sich bitter rächen – spätestens, wenn Donald Trump zurückkommt, was nach dem gescheiterten Impeachment wieder zu befürchten ist.

Europa muss entschlossen investieren – auch in Afrika

Um die Verzwergung Europas zu verhindern, müssen wir deshalb dringend weg vom Klein-Klein. Das heißt konkret: Der Staat muss die niedrigen Zinsen nutzen, um mutig in die Digitalisierung und den Klimaschutz zu investieren. Er muss bessere Rahmenbedingungen für europäische Tech-Unternehmen schaffen – zum Beispiel, indem das Militär verstärkt als Auftraggeber für auch zivil nutzbare Tech-Innovationen auftritt (etwa Drohnen).

Und wir müssen endlich eine europäische Infrastruktur-Offensive für den Aufbau Afrika auf den Weg bringen, wie Daniel Schönwitz und ich das in unserem Buch „Afrika First!“ skizzieren. Denn gemeinsam mit den Reformstaaten Afrikas können wir die Basis für einen florierenden Wirtschaftsraum legen und das europäische Modell der Sozialen Marktwirtschaft im geopolitischen Systemwettbewerb gegen das Silicon Valley und China stärken. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert