Massenarbeitslosigkeit durch Automatisierung? Das ist keineswegs ausgemacht – im Gegenteil: Es warten zahlreiche neue Jobs und Herausforderungen. Eine Replik auf Richard David Precht.

Wer dem Philosophen Richard David Precht lauscht, könnte glauben, die Situation sei hoffnungs- und ausweglos. Denn in seinem Szenario führen Automatisierung und Digitalisierung unausweichlich in die Massenarbeitslosigkeit. Heerscharen von Hartz-IV-Empfängern stehen demnach schon bald einer kleinen Elite von Top-Talenten und Super-Kapitalisten gegenüber, die digitale Dividenden einstreicht.

Mit Verlaub: Man möchte Precht zur Nachhilfe in Geschichte verpflichten, Schwerpunkt Wirtschaftshistorie. Denn wer sich frühere industrielle Revolutionen anschaut, wird feststellen, dass stets neue Jobs und Aufgaben entstanden sind. Und so wie einst für die Heizer in der Dampflok wird dies auch diesmal der Fall sein.

Denn die Bandbreite der Herausforderungen ist genauso groß wie die Liste zukunftsträchtiger Berufs- und Tätigkeitsfelder. Ich denke zum Beispiel an das Gesundheitswesen, an Erneuerbare Energien und die Kreislaufwirtschaft sowie an den Aufbau einer europäischen Verteidigung inklusive ziviler Nutzung. Auch der Aufbau Afrikas birgt große Chancen, etwa mit Blick auf Bewässerungs- und Entsalzungstechnologien.

Konfuzius statt Precht

Wer unternehmerisch denkt statt sich in Untergangsszenarien hineinzusteigern, wird erkennen: Die Chancen sind größer als die Risiken. Deshalb gilt es jetzt, Ideen und Konzepte für eine neue Zeit zu entwickeln – und Chancen zu nutzen.

Wer stattdessen den Eindruck schürt, dass die meisten Menschen ohne staatliche Alimentierung bald am Hungertuch nagen, wird seiner Intellektuellen und gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht: Precht fördert mit seiner sauertöpfischen Schwarzmalerei Fatalismus und Staatsgläubigkeit, obwohl jetzt Optimismus, Eigeninitiative und Unternehmergeist gefragt sind.

Zudem unterschätzt er offenbar die Menschen und ihre Fähigkeiten. Ich bin überzeugt: Wenn wir jetzt eine Qualifizierungs- und Weiterbildungsoffensive starten, wird es schon bald genug
Fachkräfte für neue Aufgaben und Herausforderungen geben. Und Menschen zu befähigen und ertüchtigen, ist allemal sozialer, als sie mit einem bedingungslosen Grundeinkommen ruhig zu stellen und aufs Abstellgleis zu schieben.

Statt an Precht halte ich mich deshalb lieber an einen anderen Philosophen – den Chinesen Konfuzius, dem die folgende Weisheit zugeschrieben wird:

„Gib einem Mann einen Fisch, und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen, und du ernährst ihn für sein Leben.

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